Der Versuch eines Vergleiches, um zu verstehen, was was nicht zu verstehen ist
Wir lebten wie die Passagiere auf der Titanic. Hatten uns (Luxus-)Kabinen geleistet und tanzten zu den Klängen des Schiffsorchesters als das Undenkbare passierte.
Vor Reiseantritt:
Es gab die "Warner", Menschen, die die Gefahr der Reise als Gefahr einschätzten und warnten.
Es gab die "Versprecher", die das Schiff als das sicherste Schiff in allerhöchsten Tönen priesen. Sie lachten über Bedenken der Warner.
Es gab die "Reisewilligen", die sich in der versprochenen technischen Sicherheit wiegten und Teil dieses Ereignis sein wollten.
Es gab die "Verantwortlichen", die das Schiff sicher nach New York bringen sollten. Und
es gab vielleicht es noch andere, die aber in dieser Metapher keine Rolle spielen.
Die Reisenden:
Als die Titanic den Eisberg rammte, horchten die meisten Passagiere kurz auf, doch da nichts zu sehen war, tanzten sie ihren Walzer weiter. Nur einige Wenige schauten nach. Ihre aufgeregten, warnenden Berichte im Tanzsaal wurden jedoch nicht ernst genommen -- tanzten doch "alle" und zu sehen oder zu merken war erst einmal nichts.
Die Verantwortlichen:
Der Kapitän war mit der Route durch den Nordatlantik vertraut und wusste um das Risiko treibender Eisberge. Er steuerte die Titanic auf Sicht mit voller Kraft voraus in ihren Untergang. Ob es seine Entscheidung war oder die des Geschäftsführers Bruce Ismay der White Star Line, der an der Jungfernfahrt teilnahm und eventuell ein Interesse hatte risikoreich weiterzufahren, wollte er doch das begehrte Blaue Band gewinnen, wird niemals herauszufinden sein. Alle, die eine Aussage hätten machen können, sind ertrunken.
Die Versprecher: Das Marketing war perfekt, die "Versprecher" hatten ganze Arbeit geleistet! Umjubelt und hochgepriesen galt doch die Titanic als unsinkbar und sollte neue Maßstäbe im Reisekomfort und Schnelligkeit setzen.
Sylvester 2019/20 ... Was waren wir so herrlich unbekümmert und selbstsicher, um nicht zu sagen selbstverliebt. Wir tanzten im vollsten Vertrauen auf die "Versprecher" und die "Verantwortlichen" ins Neue Jahr ohne den "Warnern" zuzuhören und aus ihren Bedenken und Hinweisen entsprechende Konsequenzen zu ziehen und vorzusorgen.
Corona und der Ukrainekrieg sind die hoffentlich nur die ersten kleinen Eisberge, die wir als Gesellschaft gerammt haben und uns bleibt noch genug Zeit Kurs in ruhiges und sicheres Fahrwasser zu nehmen.
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