Die "ganze" Welt redet von Netzwerken und "alles" wird nur noch in Netzwerken gedacht und organisiert. Aber sind Netzwerke wirklich der Weisheit letzter Schluss?
Der Beitrag über "Netzwerksysteme als Alpha und Omegapunkte einer neuen Zeitrechnung" von Dominic Blitz vom 08. März 2022* gab den Ausschlag einen Blogartikel hierzu zu veröffentlichen und zum gemeinsamen Austausch einzuladen.
Ich beobachte schon seit längerem, dass unsere Sichtweise auf unsere Gesellschaft, unsere Umwelt sowie uns als menschliches Lebewesen spätestens seit der Industrialisierung eng mit der technischen Ausgestaltung der Arbeitsweise zusammenhängt.
Mit der Industrialisierung begann das Zeitalter der Prozesse. "Alles" wurde hinfort nur noch in Prozessen gedacht und organisiert. Arbeitsabläufe an Fließbändern, der Aufbau von Transportsystemen, Abläufe in menschlichen Körpern etc. - der Prozess war die beherrschende Erklär- und Denkweise. Goethe oder Humboldt erkannten schon früh die übergeordneten Zusammenhänge als komplexe Beziehungssysteme doch "der Prozess" blieb zunächst die dominierende "Weltanschauungesidee". Mit dem Aufkommen der Digitalisierung begann man vermehrt über Abhängigkeiten, Systeme und Netzwerke nachzudenken und "der Prozess" wurden aus seiner Isolation geholt und in übergeordnete Zusammenhänge eingebunden - den Netzwerksystemen.
Wir ziehen also Abläufe und Strukturen aus unserer, uns umgebenden Arbeitswelt, als Denkmodell heran und die Technik und ihre Abläufe prägt unser Denken, unsere Weltanschauung und unsere Sprache.
Ich frage mich nun schon seit längerem,
1.) was übersehen wir, wenn wir uns auf Netzwerke konzentrieren? Und
2.) wie wird die Quantenmechanik in Anwendung von Quanten- Computing unsere Sicht auf unsere Gesellschaft u. Lebenswelt verändern?
Zu Punkt 1.)
Mir fallen in Netzwerken als aller erstes die "Leerräume" zwischen den Knotenpunkten und Verbindungen auf. Sie sind es auch, die mich direkt
zu Punkt 2) führen:
Sind Netzwerke analog der Quantentheorie womöglich Überlagerungszustände, Möglichkeitsräume oder -felder, die sich nur im Moment der Beobachtung bilden und im nächsten Moment wieder in den Möglichkeitsraum zurückfallen?
Frage: Müssten wir nicht anstelle von Netzwerken lieber in Überlagerungszuständen und Möglichkeitsfeldern denken? Jederzeit können Prozesse andere, unerwartete, unvorhersehbare Wege einschlagen und somit "bestehende Netzwerke" tiefgreifend verändern. Wäre gerade in Zeiten der komplexesten Netzwerke (um nicht zu sagen, Abhängigkeiten und Verstrickungen) der Gedanke des Möglichkeitsraums hilfreich resiliente Beziehungssysteme hervorzubringen, die beweglich und agil auf unvorhersehbares reagieren können, denn in ihnen wohnt der Gedanke der unendlichenMöglichkeiten inne.
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